In Essen steht eine umstrittene Entscheidung bevor: Der Verkehrsausschuss hat dem Stadtrat empfohlen, Mindestpreise für Mietwagen einzuführen. Am 24. September soll darüber abgestimmt werden. Kommt der Beschluss, wären die Folgen weitreichend – nicht nur für die Stadt, sondern für das gesamte Ruhrgebiet. Denn betroffen wären auch Unternehmen, die Fahrten nach Essen anbieten. Damit würden nicht nur Essenerinnen und Essener mehr bezahlen müssen, sondern auch Besucher und Pendler aus der Region.
Gegen diese Pläne regt sich nun massiver Widerstand. Der Bundesverband wirfahren ruft alle Unternehmerinnen, Unternehmer und Fahrerinnen, Fahrer zu einer großen Demonstration am Montag, 22. September 2025, in Essen auf. Hunderte Teilnehmende werden erwartet. Der Protest startet um 11:55 Uhr am Grugaplatz, führt mit Zwischenstopps vor den Geschäftsstellen von CDU und Grünen durch die Innenstadt und endet gegen 13:30 Uhr mit einer Kundgebung vor dem Rathaus.
„Wir kämpfen um unsere Existenz. Mindestpreise gefährden hunderte Arbeitsplätze und treffen am Ende genau die Menschen, die ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen müssen“, erklärt Thomas Mohnke, Vorsitzender des Bundesverbands wirfahren. Statt die Taxi-Branche durch künstlich hohe Preise zu schützen, fordert er flexible Tarife auch nach unten. Schon heute sei Taxifahren in Essen teurer als in vielen europäischen Metropolen – eine Ausweitung solcher Preise auf Mietwagen würde bezahlbare Mobilität im Ruhrgebiet unmöglich machen.
Nach Ansicht der Branche stehen gleich mehrere Risiken im Raum. Starre Preise könnten in nachfrageschwachen Zeiten leere Fahrzeuge verursachen und damit Betriebe ruinieren, was den Verlust von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen nach sich zöge. Zugleich würde Mobilität für viele Menschen zum Luxusgut: Junge Leute, Familien und Geringverdiener hätten weniger Möglichkeiten, flexibel von A nach B zu kommen. Auch für die Verkehrswende wären Mindestpreise ein Rückschlag, da viele wieder verstärkt auf das eigene Auto zurückgreifen könnten – mit negativen Folgen für Umwelt und Klimaziele. Zudem gehen die Mietwagenunternehmen nicht davon aus, dass das Taxigeschäft durch die Maßnahme profitieren würde. Wer Taxifahren heute schon als zu teuer empfindet, werde auch künftig nicht auf das Taxi umsteigen.
Ob der Stadtrat die Einführung beschließt, entscheidet sich am 24. September. Fest steht: Der Widerstand der Mietwagenbranche wird in Essen deutlich sichtbar werden.
Foto: wirfahren // Patrick Kaut