Jona Böhnke ist noch nicht lange Mietwagenunternehmer, betreibt aber schon mehrere Fahrzeuge, führt ein kleines Team und kennt die Herausforderungen der Branche aus erster Hand. Vom schwierigen Weg zur Konzession über die täglichen Hürden der Rückkehrpflicht bis zu seiner Vision einer digitalen Personenbeförderung – im Interview spricht er über Motivation, Marktveränderungen und die Zukunft des Gewerbes.

 

WF: Wie bist du ursprünglich in die Mietwagenbranche gekommen?

JB: Ich bin Quereinsteiger. Als Kältetechniker habe ich lange in einem großen Konzern gearbeitet. Doch mir wurde von Jahr zu Jahr klar: Das will ich nicht ewig machen. Im vergangenen Winter kam dann die Initialzündung für mich. Zusammen mit einem Freund bin ich in der Zeit viel Uber gefahren. Aus Neugier haben wir uns oft mit den Fahrern unterhalten; wir wollten verstehen, wie das Geschäft funktioniert. Nach und nach haben wir uns umfassender mit dem Thema befasst und irgendwann die Idee gehabt: das können wir auch!

 

WF: Ab wann war für dich klar: Daraus mache ich ein eigenes Business?

JB: Ich wollte immer selbstständig sein. Ich beschäftige mich privat viel mit Aktien und verfolge Uber schon lange als Unternehmen. Für mich ist klar: Das wächst weltweit und ist digital gedacht – das passt zum Zeitgeist. Oder wie ich sage: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Also haben wir uns intensiv in die Regularien eingelesen, gerechnet, das Modell durchdacht und letztendlich Konzessionen beantragt.

 

WF: Wie groß ist dein Betrieb heute?

JB: Wir haben vier Fahrzeuge und insgesamt  acht Fahrer. Ich fahre selbst vier bis fünf Tage die Woche. Einerseits weil wir dringend Fahrpersonal benötigen. Gute Mitarbeiter zu finden ist schwierig. Ich hoffe daher, dass zusätzlich zum P-Schein keine weiteren Hürden für Fahrer dazu kommen. Andererseits hilft es mir aber gerade als Neuunternehmer eng am Geschäft zu sein. So verstehe ich die Abläufe im Detail besser, kann Probleme – zum Beispiel App‑ oder Technikthemen – schnell einordnen und Entscheidungen fundiert treffen.

 

WF: Was waren die größten Hürden beim Aufbau deines Unternehmens?

JB: Die Konzession zu bekommen. In Hannover hat das rund sieben Monate gedauert; generell zieht sich vieles, weil wir in Deutschland noch nicht überall digital sind. Neben dem Recruiting sind es vor allem die Regularien – allen voran die Rückkehrpflicht –, die uns das Leben schwer machen.

 

WF: Erkläre uns die Rückkehrpflicht aus deiner Praxis – und wie viele Leerkilometer entstehen?

JB: Ein Beispiel: Wir setzen jemanden am Flughafen ab. Unser Betriebssitz liegt 22 Kilometer entfernt – also müssen wir leer zurück. Das sind Fahrer‑, Fahrzeug‑, Sprit‑ und Versicherungskosten, die wir nicht gegenrechnen können. Nur wenn ein Folgeauftrag aus dem Büro kommt, dürfen wir direkt eine Anschlussfahrt machen. In Summe schätze ich etwa ein Drittel unserer Kilometer als Leerkilometer – das ist ökonomisch und ökologisch heftig. Ich tracke das akribisch, unter anderem mit einem selbstgebauten  Excel-Tool – ohne die Rückkehrpflicht wären unsere Kosten deutlich niedriger.

 

WF: Was hat sich in Taxi- und Mietwagenbranche zuletzt verändert – und wohin geht die Reise?

JB: Die Branche wird jünger und digitaler. Viele Fahrgäste schätzen, dass sie Preis und Fahrtweg vorab am Handy sehen und entscheiden können. Auf der Mietwagenseite erlebe ich oft neue Fahrzeuge, eine hohe Investitionsbereitschaft und viel Offenheit. Ständig bekommen wir Unterstützungsangebote von alten Hasen, die uns bei Fragen immer mit guten Ratschlägen und Tipps zur Seite stehen. Im Taxibereich gibt es nach meiner Beobachtung – ohne irgendwem zu nahe zu treten – häufig nicht nur ältere Flotten, sondern auch ein Mindset, dass der “Kuchen” nicht größer werden kann. Ich glaube: Grundsätzlich ist der Markt groß genug für alle, Konflikte sind aus meiner Sicht unnötig. Langfristig kommt autonomes Fahren – spannend wird, wie Deutschland das reguliert.

 

WF: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Martin Kumstel für den Bundesverband wirfahren.