• Indiens E-Mobilitätsziel: Bis 2070 soll der Verkehrssektor klimaneutral werden, steigende Nachfrage nach Batterien.
      • Batterieproduktion im Fokus: Indien investiert in eigene Zellfertigung, um Importabhängigkeit zu verringern.
      • Marktführer Tata Motors: Größter Verbraucher von E-Auto-Batterien, Maruti Suzuki steigt ab 2025 ein.
      • Rohstoffversorgung als Herausforderung: Trotz Lithiumreserven bleibt Indien auf Importe angewiesen.

Indien setzt verstärkt auf die Elektrifizierung des Verkehrssektors, um das auf der COP26-Konferenz in Glasgow 2021 formulierte Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2070 zu erreichen. Eine zentrale Herausforderung dabei ist die Sicherstellung einer stabilen Lieferkette für Lithium-Ionen-Batterien, die für Elektrofahrzeuge unverzichtbar sind.

Laut den amerikanischen Branchenanalysten S&P Global wird die Nachfrage nach Lithiumbatterien für Elektrofahrzeuge in Indien von 4 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2023 auf fast 139 GWh im Jahr 2035 steigen. Der größte Bedarf wird aus dem Segment der leichten Fahrzeuge stammen, das in Indien sowohl im Pendlerverkehr als auch im kommerziellen Bereich dominiert. Besonders gefragt sind Kompaktfahrzeuge der B- und A-Segmente sowie kleinere SUVs, die ein robusteres Fahrverhalten auf indischen Straßen bieten.
Tata Motors ist derzeit der größte Verbraucher von Elektroauto-Batteriezellen in Indien. Tata Motors ist eines der führenden Automobilunternehmen Indiens und eine Tochtergesellschaft der Tata Group, einem der größten multinationalen Konglomerate des Landes. Das Unternehmen wurde 1945 gegründet und hat sich seitdem zu einem wichtigen Akteur in der globalen Automobilindustrie entwickelt.
Tata Motors produziert eine breite Palette von Fahrzeugen, darunter Pkw, Nutzfahrzeuge, Busse und Militärfahrzeuge. Besonders bekannt ist das Unternehmen für den Tata Nano, einst das günstigste Auto der Welt, das darauf abzielte, Mobilität für die breite Bevölkerung Indiens erschwinglich zu machen. In den letzten Jahren hat Tata Motors seinen Fokus auf Elektromobilität und umweltfreundliche Technologien verstärkt, insbesondere durch Modelle wie den Tata Nexon EV, eines der meistverkauften Elektroautos in Indien.
Tata Motors besitzt außerdem die renommierten britischen Marken Jaguar und Land Rover (JLR), die es 2008 von Ford übernommen hat.
Maruti Suzuki, der größte Autohersteller Indiens, plant ab 2025 die Produktion seines ersten Elektrofahrzeugs, des eVX, und wird bis 2035 voraussichtlich 20 % der Batteriezellennachfrage bedienen. Damit liegt das Unternehmen knapp hinter Tata Motors mit einem Anteil von 22%.

Ausbau der inländischen Produktion
Bislang war Indien stark auf den Import von Batteriezellen aus China, Südkorea und Japan angewiesen. Die Regierung fördert jedoch verstärkt die inländische Produktion, unter anderem durch Programme wie das Programm für Batteriespeicher und das „Faster Adoption of Manufacturing Electric Vehicles“ (FAME)-Programm. Prognosen zufolge wird bis 2030 etwa 13% der gesamten Nachfrage nach Batteriezellen im Inland gedeckt, während der Rest weiterhin importiert wird.
Die indische Industrie investiert massiv in den Aufbau eigener Produktionskapazitäten. Ola Electric startete 2024 in seiner Gigafactory in der Ostindischen Metropole Chennai mit der Massenproduktion der zylindrischen Zellbatterie NMV21700. Weitere Großunternehmen wie Rajesh Exports, Amara Raja, Reliance und Adani haben ebenfalls den Bau von Produktionsstätten für Lithium-Ionen-Zellen angekündigt.
Zusätzlich entstehen strategische Partnerschaften mit internationalen Unternehmen, um die Technologieentwicklung voranzutreiben. So hat Suzuki gemeinsam mit Toshiba und Denso eine Zellfertigungsanlage in Gujarat aufgebaut, die 2024 mit der Produktion beginnen soll. Diese Art von Joint Ventures soll dazu beitragen, Indiens Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und die lokale Wertschöpfung zu steigern. Das Outsourcing der Zellproduktion soll dadurch von 76% im Jahr 2022 auf unter 52% im Jahr 2035 sinken.
Die wachsende Nachfrage nach Batterien stellt auch die Rohstoffversorgung vor Herausforderungen. Indien verfügt über geschätzte 5,9 Millionen Tonnen Lithiumreserven in Jammu und Kaschmir. Dennoch wird der Großteil der Rohstoffe weiterhin importiert. Kooperationen mit Ländern wie Bolivien, Argentinien, Indonesien und Australien sind notwendig, um eine stabile Versorgung des bevölkerungsreichsten Landes der Welt mit Lithium, Nickel und Kobalt sicherzustellen.
Parallel dazu könnte die Natrium-Ionen-Technologie eine Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien bieten. Diese Technologie ist kostengünstiger und sicherer, aber derzeit noch in der Entwicklungsphase.

Hier mehr zu den indischen Batterie-Plänen lesen: https://www.spglobal.com/mobility