Romy Holl arbeitet in der mittlerweile vierten Generation im familiengeführten Taxi- und Mietwagenunternehmen. Im Interview berichtet sie von ihrem Weg in die Personenbeförderung, den Herausforderungen eines Taxibetriebes im ländlichen Raum und ihrer Einschätzung, wie sich die Branche in ihrem Berufsleben noch verändern wird.

WF: Liebe Romy, wie bist Du zum Thema Personenbeförderungen gekommen?

RH: Wie man unschwer erkennen kann, sind mein Nachname und der Firmenname identisch – die Firma Holl gibt es mit mir inzwischen in der vierten Generation. Meine Urgroßmutter hat zusammen mit meiner Oma  die Frima gegründet. Als kleines Kind war ich viel im Betrieb dabei und habe alle Abläufe von Anfang an mitbekommen. Ich “durfte” schon lange, bevor ich meinen Führerschein hatte, den einen oder anderen Reifen in unserem Fuhrpark wechseln.

WF: War es also von vornherein klar, dass Du später in den Familienbetrieb einsteigen würdest?

RH: Ganz so würde ich es nicht sagen. Nach der Schule wusste ich noch nicht zu hundert Prozent, wie es für mich weitergehen soll. Meine Eltern haben immer betont, dass ich auch einen Berufsweg außerhalb der Personenbeförderungen anstreben könnte, wenn ich das wollte. Ich habe dann für eine Zeit ins Auge gefasst eine Ausbildung im Bereich Eventmanagement zu machen. Als es jedoch so weit war, dass ich nach einem Ausbildungsplatz gesucht habe, waren wir gerade mitten in der Corona-Pandemie. Viele Veranstaltungen wurden damals abgesagt und die ganze Event-Branche hat unter den Beschränkungen gelitten. Plötzlich wurde mir nochmal sehr deutlich, wie wichtig Personenbeförderung für die Daseinsvorsorge ist – schließlich müssen Menschen auch in einer Pandemie zum Arzt, zur Arbeit oder in die Schule. So fiel es mir leicht, mich für eine Ausbildung in dem Gewerbe zu entscheiden – die ich dann im Betrieb meiner Familie absolviert habe.

WF: Die eigenen Eltern als Ausbilder? Ist das nicht manchmal komisch?

RH: (lacht) Du bist nicht der Erste, der das fragt. Viele in meinem Umfeld waren skeptisch: Lernt man da wirklich was? Wird man ernst genommen? Retrospektiv ist es aus meiner Sicht ein unglaublicher Gewinn. Ich habe vom ersten Tag an super viel Verantwortung übernehmen dürfen, war bei allen Themen dabei und habe auch so manche Dinge machen dürfen, die man als normale Azubi nicht unbedingt macht – wie etwa unsere Firma in der politischen Gremienarbeit zu repräsentieren. Mir ist total klar, dass das nicht die Regel ist. Ich kann es trotzdem jedem empfehlen, diese Chance zu nutzen, wenn sie sich bietet.

WF: Kannst Du für unsere Leser noch einmal kurz erklären, was genau eure Firma macht?

RH: Wir betreiben bei uns in der Region Baden-Baden, Karlsruhe, Rastatt, Gaggenau und Gernsbach rund 70 Fahrzeuge in ganz unterschiedlichen Verkehren – ganz egal, ob klassisches Taxi, gebündelter Bedarfsverkehr oder für Krankenfahrten. Wir haben sogar einen größeren Reisebus bei uns in der Firma, den wir für größere Events oder Shuttle-Verbindungen einsetzen. Wir haben zudem auch behindertengerechte Fahrzeuge im Bestand. Und das Thema Digitalisierung ist bei uns von ganz großer Bedeutung. So haben wir nicht nur seit ein paar Jahren eine eigene Taxi-App, mit der man bei uns Fahrten zum Vorab-Festpreis vereinbaren kann, sondern betreiben als Pilotprojekt seit letztem Jahr in Baden-Baden und Sinzheim das “My-Shuttle”. Damit ergänzen wir besonders in den Abend- und Nachtstunden den Linienverkehr in den Gemeinden. Und zum Fasching betreiben wir ein extra Party-Shuttle, damit jung und alt sicher zum “Schnurren” (Anm.d.Red. eine lokale Traditionsveranstaltung in der Woche vor Faschingen) und wieder nach Hause kommen.

WF: Das klingt innovativer als das Angebot in vielen Großstädten. Gibt es trotzdem bei euch im eher ländlich geprägten Raum besondere Herausforderungen?

RH: Definitiv! Gerade gutes Personal zu finden ist manchmal knifflig. Wir merken immer, welche Personalpolitik die Industrieunternehmen in der Region aktuell verfolgen. Das hat großen Einfluss auf die Verfügbarkeit von FahrerInnen. Für uns ist daher sehr wichtig, dass der Weg in die Personenbeförderung möglichst unbürokratisch ist. Einstiegsbarrieren, die über den Erwerb des P-Scheins hinausgehen, sehen wir sehr skeptisch. 

WF: Letzte Frage: Du hast ja absehbar noch viele Berufsjahre vor Dir. Was denkst Du über Entwicklungen wie das autonome Fahren? Haben Taxi und Mietwagen in zehn oder zwanzig Jahren noch eine Zukunft?

RH: Ich bin mir sicher, dass die Personenbeförderung ein krisenfestes Geschäft ist, und schaue optimistisch in die Zukunft. Natürlich werden sich Dinge ändern. So glaube ich, dass der Einsteiger-Markt für das Taxi in den nächsten Jahren immer weiter schrumpfen wird. App-Vermittlung ist viel effizienter – für uns Unternehmen und für Kunden. Und klar: Autonome Fahrzeuge werde ich ganz bestimmt in meiner Berufslaufbahn noch erleben. Aber klar ist für mich: Bei Krankenfahrten oder beim Transport von älteren Menschen wird es immer die Nachfrage nach menschlichem Service geben. Jemanden, der den Fahrgast an der Tür abholt oder die Einkäufe reinträgt. Ich glaube daher, dass es noch sehr lange dauern wird, bis es keinen Bedarf für unsere Dienstleistungen gibt.

WF: Vielen Dank für deine Zeit!

Das Interview führte Max Zombek für den Bundesverband wirfahren.